Im letzten Urlaub hatte ich mir vorgenommen, von Russland nach Amerika zu radeln und das sogar noch vor dem Frühstück. Klingt komisch, ist aber so.
In der Schule habe ich gelernt, dass die kürzeste Distanz zwischen den Supermächten im nördlichen Pazifik liegt und doch noch eine Menge Seemeilen beträgt – so bei Alaska.
Alles falsch. Es ist mit dem Rad eine Strecke von nicht einmal 5 Minuten. Und man braucht auch kein Wurmloch oder so.
Los geht’s mit einer Fahrt am Jade-Ems-Kanal entlang. Vorbei an Sande und Dykhausen geht es Richtung Friedeburg.
Zwischen Reepsholt und Eibenhausen an einer der vielen Hubbrücken über den Kanal verlässt man den Jade-Ems-Radweg in Richtung Friedeburg.
Nach einigen Metern geht es rechts in den „Schlagbaumweg“, der geradewegs nach Amerika führt. Nach wenigen Minuten ist man auch schon dort. Es ist kleiner als man vermutet und wenn man nicht höllisch aufpasst ist man auch schon durch und dran vorbei. Gut, dass es einen Schlagbaum gibt. Aber im letzten Sommer waren die Grenzkontrollen noch eher als lax zu bezeichnen. Kein Visum oder Grenzer zu sehen. Auch konnte ich keinerlei Mauerbauaktivitäten entdecken.
Aber lange wollte ich mich hier nicht aufhalten, denn man weiß ja nie so genau, wie der aktuelle Häuptling dieses Stammes so tickt. Also Foto und weiter. Aber nicht gen Osten, nein das Garmin sagte, dass Russland im Süden liegt. Die tektonischen Plattenverschiebungen müssen aber in der letzten Nacht einen Turbo-Boost gemacht haben.
Also, da die Tante im Garmin und Handy immer Recht hat, folgte ich gehorsam deren Anweisungen. Der kürzeste Weg zwischen den Machtblöcken muss wohl deshalb so unbekannt sein, weil man sich den kaum merken kann : „Heseler Mickenbarger Weg“
In Höhe eines Reliktes des wohl „kalten Krieges“, der Schützenstraße, muss man rechts in den „Rußland Weg“ einbiegen. Dieser führt einen direkt an die Grenze.
Auch diese ist eher als unspektakulär zu bezeichnen, wenn da nicht ein für dieses Land typisches Gebilde stehen würde.
Wenn Amerika und Russland so eng beieinander liegen, ist es hoffentlich ein gutes Omen, dass beide Stadtteile von Friedeburg sind.
Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass in der FeWo sicher langsam der Aktivitätspegel steigen und alle auf die Frühstücksbrötchen warten müssten. So schwang ich mich wieder in den Sattel und radelte los in Richtung Jade-Ems-Kanal.
Es ist schon erstaunlich, wie sich mit höherem Sonnenstand und Richtungswechsel auch die Landschaft verändert. Deshalb war es überhaupt nicht langweilig, den selben Weg zurück zu radeln.
Flux noch bei Siemens Milchbrötchen und Nordseekracher geholt und ab mit der Familie an den Frühstückstisch. Der Kaffee schmeckte doppelt so gut.
Alles in allem bräuchte ich für die Weltreise gerade einmal XX Minuten. Das schreit eigentlich nach Wiederholung. Schade, dass es hier gar keine Geocaches zum Thema liegen (Stand 01/2019).
Ach ja : diese Location wurde im Rahmen der Fußball Europameisterschaft 2018 bekannt, da von hier das öffentlich rechtliche Fernsehen berichtet hat.