… dann ist Kreativität gefragt.
Für den 1. Mai und das folgende Wochenende hatte ich meine erste Radreise geplant. Von altbekannter Stelle in Hilchenbach-Lützel wollte ich zu einer Tour entlang der Eder aufbrechen. Die Vorfreude war groß, aber 🦠 Corona 🦠 hat einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Das Bahnticket für die Rückfahrt von Kassel Wilhelmshöhe konnte ich stornieren. Aber das Ticket für die Hinfahrt war nicht zu stornieren, aber flexibel einsetzbar für diese Strecke. Das war auch gut, denn das Wetter am 1. Mai war dort grausig.
Da es keine Möglichkeit gab, irgendwo aus touristischen Gründen zu übernachten, war damit auch eine mehrtägige Radreise nicht machbar. Also musste es eine Tagesetappe werden, an deren Ende ein Zug warten und mich nach Hause bringen müsste. Zwischen den Etappen müsste ich halt „Heimschläfer“ sein. Damit waren die Rahmenbedingungen abgesteckt 🤔. Und jetzt ? Geht das überhaupt ?
In dem Gebiet wo die Eder entspringt, dort ist auch das Quellgebiet der Lahn, aber die fließt in die falsche Richtung. Außerdem hatte ich diese ja mit Fred schon abgeradelt. Aber die Sieg entspringt ebenfalls dort oben. Diese fließt nach rund 155 Kilometern in Niederkassel bei Bonn in den Rhein. ab Siegen verläuft parallel zum Fluß eine Bahnstrecke in Richtung Köln. Perfekt. Und am 3. Mai sollte auch das Wetter perfekt werden. Alle Signale standen auf „GO“.
Ich will gar nicht schreiben, wann ich mich aus den Federn schälen musste, aber der Zug sollte um 0603 Uhr abfahren. Und ich war entgegen meiner üblichen Gewohnheit pünktlich und natürlich auch maskiert 😷. Ratzfatz war ich am Fernbahnhof Düsseldorf Flughafen, wo ich in den RE in Richtung Köln umsteigen musste. Ein weiterer Umstieg wurde in Köln Deutz Messe nötig. Apropos nötig, dieser Bahnhof hätte mal Fahrstühle nötig. Nach einem sportlichen Gleiswechsel ging es in Richtung Siegen weiter, damit ich dort ein letztes Mal umsteigen konnte. Um 1050 Uhr war ich am Start. Andere fahren in dieser Zeit nach Berlin oder Hamburg oder München, ich nur ins Sauerland.
Auf ging’s – das aber sprichwörtlich. Meter für Meter ging es aufwärts zur Quelle. Dieses Mal auch zur richtigen Siegquelle. Mit Fred haben wir uns etwas irreführen lassen und eine Pfütze als Quelle ausgegeben. Egal. Jetzt war ich an der richtigen Quelle. Schnell noch die Flaschen aufgefüllt und los ging’s.
Ab jetzt sollten es knapp 90 Kilometer bis zu meinem Ziel werden. Ursprünglich wollte ich bis Wissen (Sieg), aber durch ein Video von Marcus Bersheim hatte ich den nächsten Bahnhof in Au als Ziel auserkoren. Die zusätzlichen 12 Kilometer sollten wohl kein Problem darstellen – dachte ich mir mal so.
Was ich auf dieser Tour gesehen und erlebt habe, könnt Ihr in meinem Video zu dieser Tour sehen. Nein, in den beiden Videos. Denn, der Vorteil war nun, dass ich mit dem zweiten Teil der Strecke zeitlich nicht gebunden war. Aber es juckte dermaßen im Hintern, so dass ich am ersten freien Tag und damit schon nach sechs Tagen den Rest der Sieg fuhr.
Ein kurzes Fazit der Tour: Durch Corona sind meine Radreisepläne für 2020 komplett über den Haufen geschmissen worden. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Nun verteile ich diese Touren über die kommenden Jahre zusätzlich zu den eh schon geplanten Reisen. Aber als Heimschläfer trotzdem zu touren , ist meine Lösung notwendige Einschränkungen und Radeln unter einen Hut zu bekommen.
Zum Siegradweg ist zu sagen, dass er von der Quelle bis Siegen schön zu fahren ist. Das ist mein persönliches Empfinden zu genau der Zeit, wo ich gefahren bin. Die Straßen waren leer und man konnte gefahrlos die Strecke genießen. die Ausschilderung wechselt, wenn überhaupt vorhanden, in der Art der Schilder. Es ist nicht durchgängig und ohne Navigation per Garmin, wäre ich wohl im Siegerland verloren gegangen. Ab Siegen ist es stellenweise schön auf eigens angelegten Radwegen entlang der Sieg zu radeln. Mal geht es durch Ortschaften oder Industriegebiete, aber es ist okay. Kurz vor Wissen in Betzdorf ist eine Brücke über die Bahnanlagen gesperrt, so dass zumindest ich hier herumirren musste. Durch eine Unterführung und ein Parkhaus gelangte ich wieder auf den Trek. Ab hier wird übrigens geraten, bis Au mit der Bahn zu fahren, da es stellenweise keinen Radweg gibt. Ich bin trotzdem gefahren, da Sonntag und Corona den Verkehr auf ein Minimum reduziert hatte. In der Woche mit LKW-Verkehr hätte ich es nicht gemacht. Aber bis auf ein kurzes Stück konnte ich immer an und neben der Straße fahren. Es gab später sogar einen tollen Radweg. Aber auch ein Radwegstück, dass nicht mal mehr als Buckelpiste durchgeht. Alle 5 bis 10 Meter eine Baumwurzel, die den Asphalt bis zu 10 cm hochgedrückt hat. Radeln war hier schon sehr grenzwertig und schmerzhaft. Vor Au geht es übrigens noch mal knackig aus dem Tal über eine Anhöhe.
Am Bahnhof in Au (Sieg) endet der erste und beginnt der zweite Teil.
Bei der zweiten Etappe hatte ich mein Auto in Mondorf, einem Stadtteil von Niederkassel, geparkt. Von hier bin ich im Eiltempo die knapp 11 Kilometer zum Bahnhof nach Troisdorf geradelt, um mit dem Zug wieder nach Au (Sieg) zu gelangen.
Der Teil von Au (Sieg) zur Mündung ist radtouristisch um Längen besser ausgebaut. Es geht zunächst 2-3 Kilometer der Bundesstraße entlang, dann aber auf einem tollen Radweg entlang des Flusses bis zur Mündung. In Rosbach ziemlich zu Beginn, kommt man übrigens an einem Discounter vorbei, wo man sich gut versorgen kann. Herrliche Rastplätze und Bänke laden zu Pausen ein. Einen nutzte ich für mein Frühstück – Mettbrötchen gehen immer. Dazu Kaffee – einfach perfekt.
Für zwei Radler mit einem Plattfuß war ich die Rettung, denn alles hatten Sie dabei, nur keine Pumpe. So lieh ich selbstverständlich meine aus. Mit einem Bierchen haben die Beiden mir die Wartezeit verkürzt. So könnte ich tatsächlich noch auf Pannendienst umsatteln.
Es ist richtig angenehm, hier zu radeln. Und so zieht die Natur und eine schöne Ortschaft nach der anderen an mir vorbei. Schiefer und Fachwerk – ich mag das. Hier sei Auel bei Hennef als kleines malerisches Örtchen besonders genannt. Hier und da eine Burgruine – schön, einfach nur schön.
Das Parkhotel Löwenburg in Windeck hat direkt am Radweg die Not zur Tugend gemacht und Getränke sowie kleine Speisen zur Mitnahme verkauft. Drive-In am Radweg. Hier erstand ich eine Flasche „Engel Naturradler dunkel alkoholfrei“. Das wollte ich mir zu meinem Essen gönnen.
Kurz vor Hennef habe ich dann ein perfektes Plätzchen gefunden und den Trangia angeschmissen. Baked Chillibeans mit Speck, Zwiebeln und Brötchen hat’s gegeben. Dazu des Engelchen aus der Flasche – lecker war’s.
Frisch gestärkt ging es durch Siegburg, wo ich als Junior mit meinem Vater mal ein Wochenende verbracht habe. Aber lang lang ist es her und wiedererkannt habe ich nichts. Da nur Neubauten am Ufer standen und da wäre damals das Hotel gewesen, ist es sicher schon lange abgerissen. Schade.
Durch weite Auenlandschaft ging es Richtung Siegburg, die oberhalb der gleichnamigen Stadt thront. Von der A3 aus habe ich sie schon unzähligemal gesehen. Troisdorf wird am Rande passiert und so geht es Richtung Ziel – der Mündung.
Die letzten 2 Kilometer zum Zipfel, wo Sieg und Rhein aufeinander treffen, sind nicht wirklich radtauglich, da es eher den Charakter eines Trampelpfades hat. Aber auch das habe ich geschafft.

Nun nur noch zurück zum Auto. Ein Teilstück zurück in die Zivilisation muss eine Hinterlassenschaft der Römer gewesen sein, denn dieses Kopfsteinpflaster war unbefahrbar. Mit einer kleinen Fähre konnte ich den Weg zum Auto verkürzen und sogar noch drei Kugeln Waidmeistereis ergattern.
So ging dann mal wieder eine perfekte Tour zu Ende.
Euer Harry
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